Dienstag, 6. September 2011

The Third Summer of Love

Wir schreiben das Jahr 1988. Die Musikszene Englands befindet sich immer noch im Katerzustand nach dem großen Knall von vor zehn Jahren, Punk! Sicherlich hat Post-Punk seine ganz großen Momente, gerade in Manchester, wenn man an Bands wie die zu Unrecht völlig unterbewerteten Chameleons, Joy Division, The Smiths oder The Fall denkt. Nun ja Joy Division gibt es nicht mehr, da Leadsänger Ian Curtis 1980 freiwillig aus dem Leben schied, jedoch erwacht aus ihrer Asche New Order, die die nächsten Jahre in der Nordenglischen Arbeitermetropole für enorme Veränderungen sorgen soll. Aus dem posthum veröffentlichten Joy Division Album 'Closer' und der Single 'Love will tear us apart' bezieht Factory Records enorm viel Kapital, was darauf verwendet wird, der Jugend von Manchester etwas zurück zu geben (frei nach Anthony H. Wilson). Es wird ein Club gegründet, der auf den balerarisch klingenden Namen 'Hacienda' hört. Er wird unter der Factory Records Katalognummer 'FAC 51' geführt, wie alles bei Factory, Ordnung muss sein! Jedoch nehem die Betreiber es im Weiteren mit der Ordnung nicht so ernst. Die Leitung übernehmen Leute, die keine Ahnung von Nightclubs haben, so befinden sich im Club ein Friseur, ein Restaurant und geöffnet wird bereits nachmittags, sieben Tage die Woche. Mitbegründer und jetztiger Bassist bei New Order Peter Hook hat dem Ganzen sogar ein Buch gewidmet, 'The Hacienda - How Not To Run A Club'. Wirklich lesenswert, wie ich finde. Im FAC 51 spielen wegweisende Post-Punk-Bands wie The Fall und The Smiths oder The Birthday Party mit Nick Cave. Sogar Madonna gibt ihren ersten Europa-Auftritt im Hacienda. Jedoch besticht der CLub weiterhin durch Mismanagement und verschlingt die Gewinne von Factory und New Order, die mittlerweile zum Goldesel des Labels avanciert sind. Als die Idee aufkommt, DJs auflegen zu lassen und Mottoabende zu veranstalten, wendet sich das Blatt. Temperance Club, Nude oder Hot liefen langsam an, können sich aber stetig steigern und etablieren. DJs sind Jon Da Silva, Mike Pickering oder Dave Haslam (siehe meinen Blogeintrag vom 28. Juni 2011). Langsam kommen die ersten Acid House Platten aus Detroit, Chicago und New York nach Manchester und auch die lokalen Bands lassen sich davon inspirieren. The Stone Roses, Happy Mondays und die Inspiral Carpets sind Manchesters Aushängeschilder. Rave ist geboren. In den Medien wird 1988 nicht selten vom Second Summer Of Love gesprochen, der wie schon in den 60er Jahren durch ausufernde Partys, Drogenkonsum und Hedonismus besticht. Das Hacienda läuft nun besser, mit der neuen Szene ergibt sich allerdings auch ein neues Problem. Nightclubs erzielen ihren Gewinn durch den Verkauf von Getränken, die Rave-Szene jedoch konsumiert kaum Alkohol, da Ecstasy gerade angesagt ist. Also geht der Gewinn hauptsächlich an die Dealer. Damit war das Ende des Clubs auch schon früh besiegelt. Was jedoch bleibt ist der Sound! A Guy Called Geralds 'Voodoo Ray' oder 808 States 'Pacific State' gehören noch heute zu den Klassikern der Rave Kultur und scheinen beliebter denn je. 
So machen sich nun auch gestandene Rockmusiker wie Paul Weller und Noel Gallagher daran, diesem Sound die Ehre zu erweisen. Weller mit seiner neuen balearic-House Single 'Starlite' und Noel Gallagher in Form von seiner nächsten Single 'AKA...What A Life!'. Vielleicht tatsächlich seine Hommage ans Hacienda, verbrachte er doch seine Jugend in dem angesagtesten Club Englands, nahm Ecstasy und ravte durch die auslaufenden 80er Jahre. Steht uns also ein Revival bevor? Der Third Summer Of Love? Musikalisch gäbe es sicherlich Schlimmeres. Also dann, frei nach den Happy Mondays: RAVE ON!



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