Freitag, 29. Juni 2012

What the world was witing for...

Lange habe nicht nur ich darauf gewartet und konnte es letztes Jahr im Oktober kaum glauben, als es endlich offiziell wurde. Ja, sie sind zurück! Was niemand für möglich gehalten hatte war nun endlich Gewissheit. The Stone Roses verkündeten auf einer Pressekonferenz ihre Reunion. Wahnsinn!!!

Der Aufstieg der Stone Roses



1996 implodierte die Band, der eine große Zukunft vorausgesagt wurde und der die Welt zu Füßen lag. Das hochgelobte Debütalbum The Stone Roses lag mitlerweile 7 Jahre zurück. 1989 starteten sie in England mit der LP sofort durch und galten als die neuen Beatles und Rolling Stones zugleich, Ian Brown und John Squire waren die Lennon/ McCartneys ihrer Generation. Sie waren die Speerspitze einer ganzen Bewegung, heute noch immer unter dem Namen Madchester oder Baggy bekannt. Sie trugen zu große Klamotten, Paisley Hemden und verbanden moderne Acid House Rythmen mit psychedelischen Gitarrenklängen der 60er Jahre, ihr Herz trugen sie von Anfang an auf der Zunge. Kaum verwunderlich auch, dass auf dem Debüt ein Song mit dem Titel Elizabeth my Dear vertreten war, der als musikalisches Gerüst Simon & Garfunkels Version des alten Folkssongs Scarborough Fair benutzt und mit den Lyrics provoziert, dass der Sänger erst ruhen wird, wenn Elizabeth ihren Thron verloren hat. Typisch Northern! Nach viel umjubelten Touren und Singles wurde es schließlich ruhig um die Band, da sie im Rechtsstreit mit Ihrem Label lagen. Das zehrte natürlich an den Nerven und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen gingen daran kaputt, so dass erst Drummer Reni, dann Gitarrist John Squire ausstiegen. Nach einem katastrophalen Auftritt beim Reading Festival 1996 begriff auch Ian Brown, dass es an der Zeit war, die Band ruhen zu lassen. Die eingesprungenen Musiker Robbie Maddix und Aziz Ibrahim waren kaum in Lage die Fußstapfen ihrer Vorgänger zu füllen.

Die Zeit nach den Stone Roses



Ian Brown begann an seiner erfolgreichen Solokarriere zu basteln, Mani schloss sich Primal Scream an, John Squire gründete die Seahorses und brachte danach ebenfalls zwei Soloalben raus, ehe er sich nur noch seiner bildenden Kunst widmete und sich wie auch Drummer Reni völlig aus dem Musikbusiness zurück zog. Immer wieder wurden Stimmen laut, dass es eine Reunion geben würde, doch Squire und Brown sprachen noch nicht einmal miteinander. Es wurde immer wieder dementiert, so dass John Squire gar ein Bild veröffentlichte auf dem zu lesen war, dass er nicht die Intention habe, die Popgruppe The Stone Roses wiederzubeleben.

Für mich gelten die Stone Roses als eine der wichtigsten und besten Bands aller Zeiten, nur leider war ich 1989 gerade mal 8 Jahre und bekam davon logischerweise überhaupt nichts mit. Viel wichtiger war für mich, welche Ghosbusters Figur ich mir als nächstes kaufen könnte. Anyway, Meine Zuneigung zu den Roses begann Ende der 90er Jahre, als ich das zweite Mal 1997 in London war. Ich war großer Oasis Fan und hatte in einigen Biographien gelesen, dass es Oasis ohne die Stone Roses überhaupt nicht gegeben hätte. Also kaufte ich mir zusammen mit dem Solodebüt von Ian Brown The Complete Stone Roses bei HMV. Ich war sofort wie gefesselt. Seitdem gehört die Band zu meinen Top 5 Lieblingsbands aller Zeiten (neben The Charlatans, The Smiths, Oasis und Bruce Springsteen). Mein Wunsch die Möglichkeit zu haben die Band einmal live zu erleben war seitdem immer da. Als im Oktober 2011 die Meldung um die Welt ging, dass es die Band wieder gibt und sie Konzerte in Manchester geben wird, versuchte ich selbstverständlich Karten zu bekommen, was aber unmöglich war, so groß war der Andrang. Kurz darauf wurde auch ein Auftritt beim Hurricane Festival in Deutschland bestätigt, aufgrund meiner Tätigkeit als Journalist wurde dann Pressekarten dafür klar gemacht. Unglaublich, es sollte tatsächlich passieren! Ich hatte mittlerweile Ian Brown zweimal Solo live gesehen (2002 beim Haldern Festival & 2010 im Knust in Hamburg), John Squire 1997 mit den Seahorses in Hannover im Vorprogramm von Oasis und Mani mit Primal Scream beim Berlin Festival 2011. Nun sollten sie also zusammen mit Reni auf einer Bühne stehen.

Die Wiederauferstehung der Stone Roses


Am frühen Abend spielten The XX gefolgt von The Cure auf der Green Stage beim Hurricane, auf der Blue Stage sollten um 00:30 dann meine alten Helden auftreten. Plötzlich geht das Lich aus und zu treibenden Northern Soul Rythmen kommen die vier Mancunians dann schließlich auf die Bühne. Wahnsinn. Gleich zu Beginn I wanna be adored. Wie nicht anders zu erwarten singt Ian Brown mal wieder völlig an der Spur vorbei, aber egal, er ist ein geiler Entertainer. John Squire sieht noch genauso aus wie 1989 und liefert atemberaubende Soli auf seinen Gitarren ab. Mani wirkt wie eh und je gut gelaunt und ist am Dauergrinsen. Seine Bassläufe sind tight und auf den Punkt. Ihm hat es stets am meisten zugesetzt, dass die Band sich aufgelöst hat, um so mehr freut es mich für ihn, dass er nun wieder mit der alten Gang unterwegs ist. Reni spielt ebenfalls sehr tight und straight und singt dazu noch die Backgroundvocals, kein WUnder, dass Pete Townshend ihn früher als den neuen Keith Moon bezeichnet hat. Jeder für sich ist weltklasse, nur zu Beginn stimmt das Zusammenspiel noch nicht so richtig und der Sound wirkt hier und da sehr raunchy und rumpelig. Jedoch steigert sich die Band immer mehr, so dass sie zum Ende des Sets mit Waterfall, She Bags the Drums, Made of Stone, Elephant Stone und I am the Resurrection voll da ist! Mein absolutes Highlight war This is the One, bei dem sogar Ian Brown stimmlich zur Höchstleistung warm läuft. Die Videoprojektionen auf den Leinwänden hinter und neben der Bühne waren zudem auch großartig, sie bestanden aus verschiedenen Filtern, die die Band wie in einer 70er Jahre Talkshow aussehen ließen, den berühmten Drippaintings, die Squire nach Jackson Pollock Manier für die Cover der Band anfertigte und den typischen Zitonenscheiben, die das Debütalbum zieren. Alles sehr psychedelisch und Drogen geschwängert. Schade nur dass sie wie bei den Gigs zuvor Sally Cinamon nicht gespielt haben, oder ich hab es in meiner glückseeligen Euphorie nicht mitbekommen, denn nach dem Song haben wir unsere erste Katze benannt. Schade nur, dass so wenig Leute für die Band Interesse gezeigt haben, denn der Platz war wirklich sehr leer. Bis auf ein paar Engländer direkt in der Mitte und einige vereinzelte Fans aus frühen Tagen schien die Band niemanden zu interessieren. So war man wenigstens nah dran. Einer der Engländer warf dann noch sein Trokot auf die Bühne. Ein Manchester United Shirt, dessen Logo er ständig geküsst hatte, als Ian Brown auf der Bühne vor ihm stand. Bekanntlich sind Brown und Mani ja bekennende United Fans (das einzig wirklich Schlechte an der Band). Wär Ian nochmal in meine Richtung gekommen, hätte ich ihm das Manchester City Logo auf meiner Trainigsjacke gezeigt, zum Glüc ist er in der Mitte geblieben. Kurz nach dem Gig wußte man noch nicht so recht, was man davon nun halten sollte, da es soundtechnisch noch Platz nach oben hat, aber die vier gemeinsam auf der Bühne zu erleben war wirklich grandios, auch wenn viele das Gegenteil behaupten werden. Das war tatsächlich What the World was waiting for...

Es ist Zeit für eine Revolution

Wie sagte der große Tony Wilson einst so treffend? Alle sieben Jahre tritt eine neue Band auf die Bildfläche, die das Musikbusiness erschüttern wird. Oder war es doch Alan McGee? Oder gar ich? Anyway, eigentlich ist es ja auch egal, welcher schlaue Kopf das hat verlauten lassen, es ist endlich mal wieder an der Zeit, dass etwas passiert.

Die letzte wirklich sehr starke Gitarrenband waren meiner Meinung The Libertines. Das war so um 2004, zumindest bei uns in Deutschland. Es wäre also mal wieder an der Zeit, dass eine coole Band einen mal wieder bei den Eiern packt. Im Moment ist tatsächlich alles nur so halb gar, die White Lies haben ein ganz passables Debüt vorgelegt, wollten dann aber zu schnell in Richtung Depeche Mode, Maximo Park, Kaiser Chiefs und Bloc Party haben nach den ersten Alben auch immer mehr abgebaut und wenn wir ehrlich sind nur Schrott veröffentlicht. Was nun? Ich habe das Gefühl, dass wir so langsam wieder an einem Punkt angekommen sind, an dem etwas passieren muss. Ähnlich war es als die Strokes 2001 auf die Bildfläche traten. Vorher hörten alle nur Techno, Techno, Techno... Ist heute genauso. Alle wollen sie nur Techno Geballer hören. FUCK OFF! Die Grundpfeiler der Musikindustrie sollten mal wieder durch eine junge, tighte Gitarrenband erschüttert werden und dem ganzen Elektromüll mal gehörig den Kampf ansagen.

Wo sind die Oasis, Blur, Stone Roses, Strokes, Libertines oder Smiths von heute? Klar, es gibt The Drums und co. aber so richtige Hits liefern die auch nicht ab. Noel Gallagher sagte einmal, dass er Songs schreibe, bei denen man betrunken seinen Arm um seinen ' best mate' legt und mitgröhlt. Musik ist irgendwie so supercool geworden, ich kann mir nicht vorstellen, meinen Arm um meinen besten Freund zu legen und 'Let's go surfing', 'Apply Some Pressure' oder 'Banquet' zu gröhlen. Klar, im Grunde alles gute Songs, aber auf eine gewisse Art und Weise sprechen sie mir nicht aus der Seele, wie es meinetwegen 'Slide Away' damals wie heute tat. Ich will damit Noel Gallagher nicht als den Oberguru dar stellen, schließlich haut er einen mit seinem Solo Album auch nicht aus den Socken, aber es ist ein passendes Beispiel.

Warum kann eine Band heutzutage nicht mehr als ein gutes Album machen? früher hat das ja auch geklappt. Die Doors haben im ersten Jahr gleich zwei Alben raus gebracht und schafften in ihrer kurzen fünfjährigen Karriere immerhin sieben Alben, so etwas schafft heute höchstens noch ein Ryan Adams, wobei da die Qualität dann auch etwas nachlässt. OK, man hat nur eine begrenzte Anzahl an Tönen zur Verfügung, da wird es heute schon schwerer, eine neue Melodiefolge zu schreiben, aber möglich ist es. Ich denke, heute wird sich auf dem Erfolg zu sehr ausgeruht oder man muss dann nach einem Erfolg genau das Gegenteil von dem machen, was die Leute von einem erwarten. Aber warum? Ich habe keine Antwort. Anyway, ich bin gespannt, was uns 2012 erwartet.