Donnerstag, 28. Juli 2011

Eine Reise in die 60er Jahre mit The Heartbreaks

The Heartbreaks sind die wohl frischeste junge Band Großbritanniens. Die Jungspunde kommen aus dem heruntergekommenen Seebad Morecambe im Nordwesten Englands und zogen erst kürzlich aus ihren Elternhäusern in die große Stadt, dem nahegelegenen Manchester. The Heartbreaks sind Matthew Whitehouse (voc/ guit), Joseph Kondras (dr), Ryan Wallace (guit/ voc), Chris ‘Deaks’ Deakin (bs/ voc). Ich traf eine gut aufgelegte Band in der malerischen Kulisse der Zitadelle Spandau in Berlin zum Exklusivinterview, wo sie am Abend den charismatischen Morrissey mit einem energiegeladenen Set supportete.

 
Hallo Lads, charakterisiert doch mal den typischen The Heartbreaks Sound für jemanden, der Euch noch nie gehört hat!
MW: In England gibt es etwas, das nennt sich Northern Soul. Ich würde sagen, wir machen Northern Soul mit Feedback. Es ist so eine Mischung aus Wigan Casino, Drums und Krach mit Gitarren.

Was würdest Ihr als Eure größten Einflüsse bezeichnen?
MW: Oh, das sind viele! Zu gleichen Teilen Blondie, Orange Juice, Elvis Costello, oder The Jesus & Mary Chain. Da gibt es zahlreiche.
CD: Motown!
JK: Ja, Motown und Northern Soul.

Ihr werdet ja auch oft mit Orange Juice verglichen.
MW: Richtig, sowohl Orange Juice, als auch wir sind von schwarzen Künstlern sehr beeinflusst, wie eben Soul Musik. Orange Juice haben daraus auch ebenso wie wir nie einen Hehl gemacht.

Ihr kommt ja nun aus dem Nordwesten Englands, ist es für Euch eher eine Bürde oder ein Segen, aus einer Region zu kommen, die solch eine musikalische Vergangenheit hat?
JK: Das ist im Großen und Ganzen schon cool, klar, aber keine einzige Band kommt von dort, wo wir herkommen. Also werden wir auch nie mit jemanden verglichen.
CD: Wir leben jetzt ja alle in Manchester und die Stadt hat nun wirklich eine großartige musikalische Vergangenheit. Wir fühlen uns allerdings nicht Teil der dortigen Bandszene, weil wir eben nicht von dort kommen.
MW: Der Norden Englands ist meiner Meinung kulturell viel reicher als der Süden, auch wenn alle immer nach London schauen, es gibt so viele großartige Künstler, die aus dem Norden sind.
JK: Ich sehe das auch nicht als Hürde für uns an, es ist eher so, dass man sich an diesen großartigen Künstlern messen möchte und etwas ähnlich Relevantes erschaffen möchte. Ich habe keine Angst vor den ganzen Bands, da wir mehr als gut mithalten können.

Also fühlt Ihr Euch auch eher befreit von der Bandszene aus Manchester.
MW: Es gibt ja nicht wirklich eine Szene in Manchester, die ist irgendwie zersplittert. Die Stadt hat eine großartige Vergangenheit, was die Musik anbelangt, aber im Moment versuchen die Bands von dieser Vergangenheit loszukommen. Keiner will mehr so ein ‚laddish‘-Oasis-Ding machen. Sie wollen etwas ganz neues erschaffen, verlieren dadurch allerdings viel von der Aufrichtigkeit, die eben Oasis ausgemacht haben. Die besten Bands aus Manchester waren Lads mit Gitarren, wie Oasis, The Stone Roses, The Smiths und eben wir. Diese Bands sprachen sowohl die Studenten an, als aber auch die Working Class.
CD: Wenn wir Shows in Manchester oder generell im Nordwesten spielen, besteht die eine Hälfte des Publikums aus intelligenten, sensiblen Bücherwürmern und die andere Hälfte aus Fußballhooligans.

Eure eigentliche Heimat ist Morecambe, welches mal auf Platz 3 der schlimmsten Orte an denen man leben kann gewählt wurde.
CD: Danke, dass du uns daran erinnerst! (Gelächter)

Könnt Ihr das bestätigen?
JK: Es ist kein harter Ort, um aufzuwachsen. Eigentlich ist es ganz nett. Es hat darunter gelitten, dass immer weniger Menschen an die britische Küste fahren, um Urlaub zu machen. Es war mal eine großartige kleine Stadt direkt an der See, aber heute sieht man fast nur noch geschlossene Geschäfte. ‚Everyday is like Sunday‘ mäßig. Es war wirklich nicht hart dort aufzuwachsen und es hat uns komplett zu dem was wir sind gemacht.
RW: Man braucht ja schließlich einen Ort, aus dem man kommt und der einen Form und einem eine gewisse Melancholie mitgibt. Wir würden außerdem nicht so klingen, wie wir klingen, wenn wir aus Hampshire kommen würden.
CD: Oder Milton Keynes.
JK: Ich glaube zudem, dass es eigentlich keine guten Bands aus hübschen Städten gibt.
Das Meer und die Küste üben also einen großen Einfluss auf Euch aus.
JK: Definitiv. Es ist dort so kitschig und verblüht. Du kannst die Promenade entlang gehen und aus den Amüsiergeschäften, Cafés und Spielhallen hörst du die alten Rock’n’Roll Platten spielen. Songs von Billy Fury und so.

Es ist also ein bisschen wie eine Zeitreise in die späten 50er und 60er Jahre.
RW: Du hast Recht, irgendwie schon. Der lokale Radiosender ist auch großartig, er heißt The Bay Radio und spielt den ganzen Tag Soul und alte Rock’n’Roll-Scheiben. Wenn du mit deiner Mutter im Auto zum Einkaufen oder so fährst kannst du die ganze Zeit diese großartige Musik hören.
JK: Das erklärt auch, warum wir einen völlig anderen Sound haben, als die ganzen anderen Bands aus Manchester. Wir haben in unserer Kindheit nur diese alte Hits gehört wie Del Shannons ‚Runaway‘ zum Beispiel.
Gibt es denn aktuelle Bands, die ihr mögt? Vielleicht sogar aus Manchester?
JK: Da gibt es einige. Frazer King sind super, die klingen ein wenig wie die Pogues oder The Coral, ihre Harmonien sind auch klasse und die Texte sind mehr Poesie als Songtexte. Auch wieder ein Beispiel dafür, dass eine gute Band aus einer furchtbaren Umgebung kommt, denn sie sind aus Wythenshawe, einem Sozialbauviertel außerhalb von Manchester, aus dem auch Johnny Marr kommt. Ihre Musik ist wirklich einmalig. Ryan und ich haben bei ihrer Singles-Launch-Party aufgelegt. Das war ein super Abend.
CD: Eine weitere coole Band aus Manchester hat sich gerade leider aufgelöst, nämlich Orphan Boy. Wir spielen mit ihnen noch im September ihre Abschiedstour. Sie sind so wie wir auch aus einer Küstenstadt nach Manchester gezogen und haben die Stadt im Sturm erobert, weil sie eben nicht so getan haben, als kämen sie von dort.

Habt Ihr schon mal von einer Band namens Lowline gehört?
CD: Ja klar, einer von denen wollte mal unsere Drinks klauen. Der Sänger Robbie, aber eigentlich ist er ein netter Kerl. Sie sind sehr Shoegaze.

Bisher habt ihr ein paar brillante Singles veröffentlicht, wann folgt das Album und was können wir erwarten?
MW: Wir arbeiten dran, wenn wir die Tour mit Morrissey beendet haben. Die Songs haben wir ja bereits, es ist nur so, dass wir sie aufnehmen müssen. Also hoffentlich Anfang nächsten Jahres.
JK: Wir arbeiten mit verschiedenen Produzenten zusammen, was eigentlich ziemlich frustrierend ist, aber auf lange Sicht hoffentlich ein besseres Album dadurch entstehen wird. Es zieht sich auf diese Weise halt hin. Wir haben viele Freunde, die auch in Bands sind und die schon längst ihr Zeug veröffentlicht haben. Das würden wir auch gerne von uns behaupten, da wir etwas zu sagen haben und es der Welt mitteilen wollen, aber am Ende kommt so das bessere Album heraus, ich denke mal das wird so im April sein.

Wie hat es sich angefühlt, als Ihr von Morrissey gefragt wurdet, ob Ihr mit ihm auf Tour gehen wollt?
JK: Brillant. Aber es ist uns noch nicht richtig bewusst geworden, da wir so viel um die Ohren haben. Wir wollen unser Album fertig stellen und veröffentlichen und so, das hat Priorität. Wir haben außerdem schon öfters mit Leuten gespielt, die wir sehr respektieren, wie zum Beispiel Carl Barat von den Libertines. Am Anfang hatten wir ein wenig Angst, dass Morrissey ein verbitterter, alter Mann sei, aber nach dem ersten Gig war diese Angst sofort verflogen, denn er war und ist wirklich sehr, sehr nett zu uns.
CD: Meine Mutter hat damals in den 80ern die Smiths gesehen und konnte es gar nicht glauben, dass wir mit Morrissey zusammen auf Tour gehen. Es fühlt sich auch tatsächlich noch unwirklich an. Aber wer sonst sollte ihn supporten?
JK: Jedenfalls nicht Brother! (Gelächter)

Aha, Ihr mögt Brother also nicht!
CD: Die sind doch Fake, oder?

Mal wieder die Kluft zwischen Nord und Süd, oder?
MW: Nicht nur das, eher die Kluft zwischen gut und schlecht! (Gelächter)
JK: Die versuchen doch eine Band aus dem Norden zu sein! Wenn du Interviews mit ihnen liest, denkt man, sie seien eine nette Band, aber dann kommen sie immer wieder mit dieser Arschloch-Masche rüber, wo man sich denkt, ‚seid doch einfach nett!‘

Was haltet Ihr eigentlich vom NME?
MW: Natürlich musst du irgendwann mal im NME sein, um bekannt zu werden. Außerdem ist es die einzige wöchentliche Musikzeitschrift, die es noch gibt. Melody Maker und so wurden ja alle platt gemacht. Das sollte also schon bewahrt werden.
CD: Es ist aber ziemlich unbeständig, oder? Es werden doch kaum noch Exemplare verkauft.
JK: Es ist aber besser geworden mit dem neuen Editor. Ich habe aufgehört den NME zu kaufen, aber heute würde ich ihn wieder ab und zu kaufen oder an Tankstellen klauen.
MW: Ist schon komisch, die Zeitschrift verkauft sich nur noch schleppend, aber man muss darauf hinarbeiten, eines Tages in ihr erwähnt zu werden.
JK: Das war für mich ein riesen Kick, als ich uns das erste Mal im NME sah, als die das Radar-Feature über uns gemacht haben, wo sie neue, aufregende Bands vorstellen. Ich meine die Arctic Monkeys wurden auch durch das Radar-Feature bekannter.
MW: Es ist heutzutage hart für Musikjournalisten, denn niemand wird das Rad neu erfinden, alles, was wir heute hören, ist in irgendeiner Form bereits da gewesen. Es ist schon schwer etwas Inspirierendes über eine Band zu schreiben, bei der sie wissen, es wird sie in einigen Wochen nicht mehr geben.

Lasst uns nochmal auf Morrissey zu sprechen kommen. Sein großes Idol ist Oscar Wilde, Habt Ihr auch literarische Einflüsse?
MW: Alan Bennet ist ein großartiger nordenglischer Autor, ich mag auch Victoria Wood. Aber unsere Texte befassen sich eher mit persönlichen Erfahrungen. Joseph schreibt die Texte und ich empfinde sie stets als persönlicher als alles, was ich in irgendwelchen Büchern gelesen habe.
JK: Meine Texte sind wirklich aus dem wahren Leben gegriffen und vielleicht mal hier und da durch eine Phrase, die ich in einem Buch gelesen habe oder sonst wo aufgegriffen habe ergänzt.
CD: Im Gegenteil dazu hat sich Morrissey ja sehr bei ‚A Taste of Honey‘ bedient und Zeilen Wort für Wort übernommen. Wahrscheinlich, weil er von diesem Buch oder dem Film sehr berührt wurde.
JK: Es ist außerdem wiedermal unsere Herkunft Morecambe, die hier eine Rolle spielt. Das sind mehr so die ‚Kitchen-sink-Dramas‘, die das Leben in Morecambe schreibt. 

Vielen Dank Lads für das tolle Interview, freue mich nun auf Euren Gig.

Dienstag, 12. Juli 2011

The Bedroom Mix

Nachdem ein Booking kurzfristig abgesagt worden ist, habe ich die angebrochene Nacht genutzt und im Schlafzimmer einen neuen Mix erstellt, den ihr auf Mixcloud.com anhören könnt. 

http://www.mixcloud.com/svensupernova/the-bedroom-mix/

ENJOY...